Von Dom zu Dom - Das blaue Band der Havel 2023
Am 6. Mai 2023 tummelten sich auf der Regattastrecke in Brandenburg an der Havel und dem zugehörigen Sattelplatz hunderte Kanuten - soweit das Auge reichte. Es war die 31. Große Brandenburger Kanuregatta. Doch mittendrin - überraschend - ein Hänger mit Ruderbooten: darauf zwei gesteuerte Gig-Vierer und dabei zehn Ruderer mit Gepäck, die ihre Wochenendfahrt „Von Dom zu Dom“ starten wollten.
Trotz des regen Regattatreibens hatten wir netterweise die Erlaubnis erhalten, unsere erste Tagesetappe des Wochenendes wieder auf dem Beetzsee zu starten. Danke Uwe, Sportfrei! Gegen 8.30 Uhr ging es los in Richtung Rathenow – mal wieder mit etwas Verzögerung; diesmal wegen fehlender Stemmbrettschauben. Wo diese sich beim Verladen der Boote versteckt hatten, bleibt wohl ihr Geheimnis.
Auf unserem Weg über die Brandenburger Niederhavel und den anschließenden Breitlingsee trafen wir ein weiteres Mal auf Kanuten. Diesmal handelte es sich allerdings um den Rest unserer Reisegruppe: eine Traube von gut 30 entspannt dahingleitenden Paddlern in Einern und Zweiern, die uns für den Rest des Wochenendes begleiten sollten. So fuhren wir, mit leicht höherer Geschwindigkeit, an diesen vorbei und wurden wiederum, während unserer Pausen auf dem Wasser, von diesen immer wieder überholt. Es entstand ein unterhaltsames vor und zurück im gesamten Feld der Boote.
Das Wetter war am Samstag zwar bewölkt, aber immerhin trocken. Lediglich durch den Wind wurde es in den Ruderpausen schnell kalt. Aus diesem Grund gab es zur Mittagspause in Bahnitz (km 84) auch nicht das ursprünglich geplante Picknick, sondern eine wärmende Kartoffelsuppe, die von allen gerne angenommen wurde. Von dort aus ging es dann frisch gestärkt weiter auf die letzten 20 Kilometer bis Rathenow.
Ob es dann das Nachmittagstief, Suppenkoma oder einfach der unbedarfte Blick aus der Perspektive eines Ruderbootes gewesen ist, war nicht mehr zu ermitteln, aber manchmal scheinen sich Paddler und Bojen wohl zum Verwechseln ähnlich zu sehen. Einziger Unterschied: die Kanu-Boje bewegt sich. Dieser Fauxpaux wurde unserer Steuerfrau am Nachmittag beinahe zum Verhängnis, als wir eines der Kanus - ein Glück nur fast - beinahe über den Haufen gefahren hätten. Und das trotz der ausdrücklichen Ansage des Fahrtenleiters, dass an diesem Wochenende keine Kanuten versenkt werden dürfen! Es ging glücklicherweise glimpflich aus und niemandem ist etwas passiert. Für den Rest des Wochenendes hatten nun aber alle etwas zum Lachen und unsere Steuerfrau musste den Spott ertragen. Dieser blieb ihr auch nach diversen Runden Entschuldigungsschnäpsen über das ganze Wochenende erhalten.
Zur Stärkung für die letzten sieben Kilometer legten wir noch einmal in Böhne (km 97) an, wo uns Torsten und seine Eltern mit heißem Kaffee, Tee und sehr leckerem Kuchen erwarteten. Angekommen in Rathenow (km 104) ging es nach kurzem Frischmachen mit Biggi, dem Angelkahn des Ruder-Clubs, rüber zu den Kanuten, wo wir den gemeinsamen Abend bei Gegrilltem, interessanten Wanderfahrtsanekdoten, netten Gesprächen und einem wärmenden Feuerfass in unserer Mitte ausklingen ließen.
Bevor wir am Sonntag unsere Tagesetappe von Rathenow nach Havelberg antreten konnten, musste noch ein Boot ausgetauscht werden, da wir die Fahrt kurzfristig mit einem Ruderkameraden weniger fortsetzen mussten. Da die genutzen Ruderboote in ihrem Heimatbootshaus lagen – kein großes Problem. So wurde aus einem der handgesteuerten Vierer kurzerhand ein fußgesteuerter Vierer. Dies wiederum führte bei den Kanuten aber durchaus zu Verwunderung. So stand auch die Frage im Raum, ob die besagte Steuerfrau vom Vortag vielleicht über Bord geworfen worden sei – was natürlich nicht der Fall war.
In diesem lustigen Miteinander folgten wir, bei herrlichem Sonnenschein und wesentlich wärmeren Temperaturen als am Samstag, weiter dem landschaftlich reizvollen Verlauf der unteren Havel, vorbei an Wiesen, Auenwäldern, kleinen Dörfern, dem ersten Kuckuck lauschend und sogar durch einige kleine Altarme, die im Rahmen der Renaturierung der Havel in den letzten Jahren wieder angeschlossen wurden. Dadurch konnten sogar die Streckenkundigen unter uns noch etwas Neuwasser befahren.
Zum Mittagessen auf dem Wasserwanderrastplatz Strodehne (km 131) wurde am Sonntag ein hervorragender Linseneintopf aufgetischt. Danach ging es auf die letzte Etappe in Richtung des Havelberger Doms (km 146). Mit Blick auf diesen holten wir am Nachmittag die Boote zügig wieder aus dem Wasser und verluden alle auf den Bootshänger für die Rückfahrt nach Rathenow.
Es war wieder einmal eine herrliche Tour! Vielen Dank an die zahlreichen Helfer vom KC Rehbrücke um Karen und vom Rathenower RC Wiking um Stefan für die Organisation dieser tollen Veranstaltung. Wir kommen wieder und freuen uns bereits jetzt auf “Dom zu Dom 2024”!