Sommerwanderfahrt 2022
300 km auf Havel, Elbe und Elbe-Havel-Kanal - so lautete die Ausschreibung für die Sommerwanderfahrt 2022 des Rathenower Ruder-Clubs Wiking. Aber nicht nur Ruderbegeisterte aus Rathenow begaben sich am 9. Juli auf die Havel. Ebenso reisten Ruderinnen und Ruderer aus dem Saarland und aus Berlin an, um eine Woche lang Bewegung auf dem Wasser, Landschaft und gute Gesellschaft zu genießen.
Der erste Tag begann, wie auch die folgenden Tage mit einem gemeinsamen Frühstück. Dabei wurden die Bootsplätze ausgelost. Normalerweise kennt man Lose eher vom Lotto; uns bereiteten sie aber jeden Tag eine neue Überraschung – in welchem Boot und mit wem werde ich heute rudern? Dies sorgte für eine rege Abwechslung und bot die Gelegenheit auch immer wieder mal andere Teilnehmer etwas besser kennenzulernen.
Die ersten zwei Tagesetappen führten uns über Plaue/Havel nach Burg (bei Magdeburg). Hier stand am Montag eine Tagesfahrt mit Rückkehr zum Bootshaus der Wassersportfreunde Burg an. Doch dies sollte nicht irgendeine Ausfahrt werden: Auf dem Plan stand die Trog-Acht. Klingt zunächst unspektakulärer als es in Wirklichkeit war. Nach einem kurzen Stück auf dem Elbe-Havel-Kanal erreichten wir die Schleuse Hohenwarthe. Durch die vorherige Sicherheitseinweisung kannten wir bereits einige Details. Trotzdem überraschte die Imposanz dieses Bauwerkes beinahe alle, für die diese Schleuse Neuwasser war.
Mit ihren 190m Länge bot sich bei der Einfahrt ein gigantischer Anblick, welcher von der zu überwindenden Höhe von 19m noch getoppt wurde. In diesem Moment wirkt ein Ruderboot doch sehr klein und filigran in dieser großen Schleusenkammer. Während unserer Schleusung nach oben wurden einige Boote immer wieder von kleineren oder größeren Wasserpilzen, welche durch das Einpumpen des Wassers entstanden, durchgeschaukelt und mussten sich gut an den Leitern der Schleusenwand festhalten.
Nach etwa 40 Minuten öffnete sich das obere Schleusentor und wir wurden in Richtung des nächsten Highlights entlassen – der Trogbrücke Magdeburg. Die längste Kanalbrücke Europas ist das Herzstück des Magdeburger Wasserstraßenkreuzes. Sie führte uns über die Elbe. Es war ein aufregendes Gefühl auf einer Brücke über einen anderen Fluss zu fahren – schließlich macht man so etwas nicht jeden Tag. Um von dem oben gelegenen Mittellandkanal auf die wesentlich tiefer gelegene Elbe zu kommen, nutzten wir das Schiffshebewerk Rothensee. Wie in einer riesigen Badewanne wurden wir damit nach unten “gehoben”. Nun ging es – für einige zum ersten Mal im Ruderboot - durch den Magdeburger Hafen raus auf die Elbe.
Hier, sowie auch in den folgenden Tagen gab es für die Elbe-unerfahrenen Ruderer immer wieder neue und spannende Hinweise. Zum Beispiel: wie steuert man am besten, um die Strömung optimal auszunutzen oder wie fährt man eine (Gierseil-)Fähre richtig an.
Das Wetter war herrlich, sodass sich einige zu spontanen Badepausen auf der Elbe entschieden. Eine sehr angenehme Abkühlung und nette Pause zwischen den Ruderetappen. Der Vorteil auf der Elbe – auch ohne zu rudern oder eben zu schwimmen, kommt man voran. Andere nutzten dann eher die Mittagspausen zwischen den Buhnen für eine kurze Abkühlung im Wasser.
So führte uns die Elbe an zwei Tagen über Tangermünde bis nach Havelberg. Hier schlugen wir am Mittwoch unser letztes Quartier auf, da für den Donnerstag ein Ruhetag bzw. eine weitere Tagesausfahrt zur Auswahl standen. Alle, die noch nicht genug vom Rudern hatten, befuhren die unter Mündungsstrecke der Havel, welche das große Elbe-Havel-Dreieck dann “ganz groß” macht. Zunächst ging es dabei über die Elbe zum Wehr zwischen der Elbe und der Havel – es bildet eines der vier Bestandteile der Wehrgruppe Quitzöbel und ist im Normalfall geschlossen. So schützt es die dahinterliegende Havelregion vor Elbe-Hochwasser.
Über den Gnevsdorfer Vorfluter durch eine Selbstbedienungsschleuse, welche zwei Mitruderer zur Freude der zuschauenden Radfahrer per Hand bedienten, erreichten wir wieder die Wehrgruppe Quitzöbel. Nun von einer anderen Seite. Auf Grund von Bauarbeiten zur Sanierung der Wehranlage mussten wir die Boote vor dort umtragen – oder sollte ich besser umfahren sagen. Denn für den 600m langen Weg hatten wir einen Bootswagen dabei, der das ganze deutlich erleichterte. Der letzte Teil der Strecke führte uns durch die landschaftlich sehr schöne Umgebung zurück ins Bootshaus nach Havelberg.
Hier startete unsere Schlussetappe zurück nach Rathenow. Am letzten Tag wurde ausnahmsweise nicht gelost, sondern Wunschboote wurden gewährt. So entstand z.B. ein Jugend-Boot und ein Undine-Boot. Aber egal, unter welchem Motto sich die Boote zusammengefunden hatten, alle erreichten gegen 17 Uhr wieder das Rathenower Bootshaus.
Mit einem letzten gemeinsamen Abend am Grill ging nun eine Woche voller Neuwasser, neuer und bereits bekannter Menschen, wunderschöner Ruderstrecken, lustiger Momente, viel Lachen, vielen Unterhaltungen auf dem Wasser und an Land und gaaanz viel Rudern zu Ende.
Wir waren eine bunt gemischte Gruppe verschiedenster Vereine, verschiedensten Alters und verschiedenster Wohnorte und trotz aller Unterschiede hat uns die Freude am Rudern verbunden und diese Woche zu einem herrlichen und unvergesslichen Erlebnis gemacht.